Natürlich bluten Zinnsoldaten nicht und natürlich geben Schlachtendioramen nicht die wahren Schrecken des Krieges wieder. Und doch es Kriegsvolk en miniature seit mehr als 2000 Jahren. Farbig gefasste Fußtruppen der Pharaonen sind als altägyptische Grabbeigaben überliefert. Römische Legionäre kennt man als kleine Flachfiguren. Im Mittelalter stellte man Ritterfigürchen aus Zinn oder Ton her. Miniatursoldaten in unterschiedlichsten Materialien waren schließlich ab dem 18. Jahrhundert Lehrmittel und vor allem Spielzeug. In den 1920er Jahren wurden sie Sammelobjekte.
Die Anlässe, militärische Miniaturen herzustellen und die Möglichkeiten, sie zu verwenden, waren und sind mannigfaltig. Die bemerkenswertesten Aspekte des Umgangs mit Miniatursoldaten sollen in dem Vortrag vorgestellt werden. Sie geben nicht zuletzt Aufschluss über die Weltsicht der Menschen in verschiedenen Zeitaltern und darüber, wie sie das, was sie erlebten und was sie beeinflusste, im wahrsten Sinne des Wortes „in den Griff“ zu bekommen versuchten.
Geschichte und Gegenwart werden durch Minaturisierung fass- und überschaubar. Der Arrangeur von Szenen mit Miniaturfiguren kann zudem nach Gutdünken walten, idealisieren und sich die Welt „schön“ machen. Dioramen sind probate Medien, mit deren Hilfe lange schon geschlagene Schlachten und andere historische Szenen zwei- oder dreidimensional nachgestellt werden können. Ihr Faszinosum, aber auch die Vorbehalte von Museologen und Historikern gegen dieses ebenso betagte wie beliebte Darstellungsmittel sollen in dem Vortrag zur Sprache kommen.
Bei aller professionell gebotenen Nüchternheit wird der Referent seine Begeisterung für Miniaturfiguren nicht verhehlen, öffnete sich doch auch für ihn mit dem Eintritt in die bunte Welt der Zinnfiguren die Tür zur großen Welt der Geschichte.
Vortrag findet am Mittwoch den 07.09.2022 im Garnisonmuseum Ludwigsburg statt
Dr. Gerhard Bauer, Historiker und Sachgebietsleiter Uniformen/Feldzeichen am Militärhistorischen Museum der Bundeswehr in Dresden
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