Vor Gericht: Misshandlung in Ehe mit Stalker
Vor Gericht: Misshandlung in Ehe mit Stalker
In Stuttgart hat ein Prozess gegen einen 32-Jährigen aus Bietigheim-Bissingen begonnen. Er soll seine Ehefrau mehrfach vergewaltigt haben.
Das haben die Richter am Stuttgarter Landgericht noch nicht erlebt: Eine 26-jährige Arzthelferin heiratet einen Mann, der sie zuvor als Stalker telefonisch und direkt monatelang terrorisiert haben soll. Jetzt sitzt der studierte Programmierer aus Bietigheim-Bissingen auf der Anklagebank, weil er angeblich die Frau bereits vier Monate nach der Hochzeit und später weitere Male in der gemeinsamen Wohnung vergewaltigt und misshandelt haben soll.
Der 32-jährige Angeklagte soll Anfang 2010 die 26-Jährige als Stalker terrorisiert haben. Er habe häufig in der Arztpraxis angerufen, sich gar vor ihr geparktes Auto gelegt und sie aufgeforter haben, ihn zu überfahren. Im Mai 2010 läuteten dann allerdings die Hochzeitglocken. "Das ist sehr schwer zu verstehen", sagte der Vorsitzende Richter der 19. Großen Strafkammer, vor der sich der Bietigheimer jetzt wegen dreifacher Vergewaltigung und dreifacher gefährlicher Körperverletzung verantworten muss. Die junge Frau aus Ingolstadt sagte jedoch: "Ich dachte, es wird eine schöne Ehe!" Bald kam es jedoch zu Problemen: Bereits bei den Festlichkeiten der Hochzeit habe es Streit gegeben, sagt die 26-Jährige. Und im September 2010, also gerade vier Monate nach der Hochzeit, soll der Angeklagte sein wahres Gesicht gezeigt haben, indem er sie - damals noch in einer gemeinsamen Wohnung in Bayern - brutal vergewaltigt und dabei verletzt haben soll.
Nach dem Umzug des Paares nach Bietigheim-Bissingen schließlich soll der Ehemann im April 2011 erneut rabiat gegen die 26-Jährige vorgegangen und sie mit Schlägen traktiert haben - Prellungen und Hämatome waren die Folge. Noch im selben Herbst soll der Mann erneut in der gemeinsamen Bietigheimer Wohnung auf sie eingeschlagen und letztlich dann in der späteren Wohnung des Paares in Ludwigsburg-Ossweil wieder mit Gewalt zum Sex gezwungen haben.
Im Mai und im Juli vergangenen Jahres, als sich die Frau bereits von ihm getrennt hatte, sei er laut Anklage erneut in die Wohnung gekommen, um sie zu vergewaltigen und zu misshandeln. Die Staatsanwältin zählt auf: Am 7. Mai 2013 soll der Bietigheimer die Frau gewaltsam auf das Bett im Schlafzimmer geworfen und sich ungeschützt an ihr vergangen haben. Im Juni vergangenen Jahres soll er sich schließlich morgens um fünf Uhr mit seinem ganzen Gewicht auf die im Bett liegende Frau gesetzt und ihr die Decke über der Kopf gezogen haben. Mit zahlreichen Verletzungen musste die 26-Jährige nach diesem - letzten - Erlebnis ärztlich behandelt werden.
Bei einigen der Vorfälle sollen sogar die Eltern des Angeklagten mit in der Wohnung gewesen sein. Zudem habe das Paar nicht nur am Hochzeitstag und bei der Hochzeitsreise gestritten, sodass die Frau schon da wieder ihre Koffer packen wollte, sondern der Angeklagte soll offensichtlich auch von den Familienangehörigen des Opfers nach einer der Taten krankenhausreif verprügelt worden sein. Das soll sich nach der ersten Tat, damals noch in der Wohnung bei Ingolstadt, zugetragen haben. Ein Urteil gegen den 32-Jährigen will die Strafkammer am 10. Mai sprechen.
Quelle: SWP.de