Drogeriekette Schlecker wird zerschlagen
Drogeriekette Schlecker wird zerschlagen
Ehingen - Die insolvente Drogeriemarktkette Schlecker wird zerschlagen. Darauf habe sich der Gläubigerausschuss am Freitagmittag in Berlin geeinigt, teilte die Insolvenzverwaltung am Freitag in Berlin mit. Der Gläubigerausschuss sehe "keine Perspektive für die wirtschaftlich vertretbare Fortführung von Schlecker oder die Veräußerung des Gesamtkonzerns an einen Investor".
Die insolvente Drogeriekette Schlecker wird zerschlagen. Der Gläubigerausschuss beschloss am Freitag in Berlin das Aus für Schlecker. "Auch nachdem den Investoren am vergangenen Freitag eine Woche Zeit eingeräumt wurde, um ihre Angebote sowohl finanziell als auch konzeptionell anzupassen, liegt keine Offerte im akzeptablen Bereich vor", teilte Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz nach einer Sitzung des Gremiums mit.
Damit verlieren 13.500 vorwiegend weibliche Mitarbeiter voraussichtlich Ende Juni oder Anfang Juli ihre Jobs. Die Suche nach einem Investor wurde durch horrende Verluste von Schlecker sowie über 4.000 Kündigungsschutzklagen entlassener Mitarbeiter erschwert
Die am Freitag beschlossene Abwicklung der insolventen Drogeriekette Schlecker ist der Endpunkt eines langen Niedergangs beim einstigen Branchenführer, dessen Geschichte über Jahrzehnte von einsamen Entscheidungen des Firmenpatriarchen Anton Schlecker geprägt wurde.
Mit 21 Jahren trat Schlecker 1965 in die Firma seines Vater im baden-württembergischen Ehingen ein. Schon kurz darauf machte der ehrgeizige Sohn aus der einstigen Metzgerei einen größeren Betrieb mit ersten Selbstbedienungswarenhäusern. Als Mitte der 1970er Jahre in Deutschland die Preisbindung für Drogerieartikel fiel, erkannte Anton Schlecker seine Chance.
1975 gegründet
1975 gründete er den ersten Drogeriemarkt, drei Jahre später hatte Schlecker schon 100 Märkte unter sich. 1984 durchbrach Schlecker die Schallmauer von 1.000 Märkten. Nach weiterer massiver Expansion waren es eine Dekade später bereits 5.000. Mit dem Zukauf von Ihr Platz, der jetzt ebenfalls insolventen Tochter, stieg Schlecker auch ins Premiumsegment ein.
- 20. Januar 2012: Vor allem die geplatzte Finanzierung von Lieferungen der Einkaufsgemeinschaft Markant führt dazu, dass die ehemals größte deutsche Drogeriekette Schlecker zahlungsunfähig ist.
- 23. Januar: Anton Schlecker e.K., die Schlecker XL GmbH und die Schlecker Homeshopping GmbH melden Insolvenz beim Amtsgericht Ulm an, später folgt die Schlecker-Tochter IhrPlatz (Osnabrück).
28. Januar: Baden-Württembergs Wirtschaftsminister Nils Schmid (SPD) spricht von der Möglichkeit einer Landesbürgschaft für Schlecker, falls Investoren eine tragfähige Lösung für die Kette vorschlagen.
- 29. Februar: Der vorläufige Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz kündigt an, rund 11 750 der über 25 000 Jobs zu streichen und bis zu 2400 der 5400 deutschen Schlecker- und Schlecker-XL-Filialen zu schließen.
- 2. März: Bei IhrPlatz sollen mehr als 900 von 5350 Stellen und 142 von 612 Märkten wegfallen; später werden die Zahlen auf 650 und 122 reduziert.
- 5. März: Schmid schlägt eine länderübergreifende Hilfe für die von Entlassung bedrohten Schlecker-Mitarbeiter vor. Für eine Transfergesellschaft, die bei der Suche nach neuen Jobs hilft, ist ein Kredit von 70 Millionen Euro erforderlich. Die staatseigene Förderbank KfW will ihn bereitstellen, die schwarz-gelbe Bundesregierung aber nicht dafür haften, stattdessen sollen die Bundesländer mit Schlecker-Filialen einspringen.
- 18. März: Verdi und der Schlecker-Betriebsrat erreichen, dass statt der ursprünglich angestrebten 2400 nur rund 2200 Filialen schließen.
- 28. März: Kündigungsschreiben an über 10 000 Schlecker-Beschäftigte gehen raus.
- 29. März: Das Amtsgericht Ulm eröffnet das Insolvenzverfahren für die Schlecker-Gesellschaften. Zugleich verhandelt Stuttgart über eine Bürgschaft aller Bundesländer für eine Transfergesellschaft, aber eine gemeinsame Lösung scheitert. Vor allem die FDP-Wirtschaftsminister leisteten Widerstand.
- 1. April: Die verbliebenen Schlecker-Beschäftigten hoffen auf den Erhalt ihrer Jobs. Insolvenzverwalter Geiwitz berichtet von drei bis fünf Investoren mit konkretem Interesse am Unternehmen.
- 19. April: Die osteuropäische Penta-Gruppe springt als potenzieller Investor ab.
- 2. Mai: Schlecker findet einen Käufer für seine 145 Filialen in Tschechien. Geiwitz bestätigt die Übernahme durch das Unternehmen P.K. Solvent (PKS). Der Kaufpreis für das tschechische Filialnetz mit rund 460 Mitarbeitern wurde nicht bekanntgegeben.
- 4. Mai: Bisher reichten rund 3850 Ex-Schlecker-Beschäftigte Klage gegen ihre Kündigung ein.
- 10. Mai: Der Münchner Investor Dubag bekundet sein Interesse an einer Übernahme der insolventen Schlecker-Tochter IhrPlatz.
- 24. Mai: Der einstige Karstadt-Retter Berggruen-Holdings interessiert sich für Schlecker. Ein Sprecher der Nicolas Berggruen Holdings GmbH bestätigte Gespräche mit Schlecker-Insolvenzverwalter Geiwitz.
- 25. Mai: Der Schlecker-Gläubigerausschuss berät über die Zukunft des Unternehmens. Eine endgültige Entscheidung vertagen die Gläubiger. Geiwitz bekommt eine Galgenfrist von einer Woche, bis dahin muss er ein tragfähiges Fortführungskonzept vorlegen.
- 30. Mai: Der französische Lebensmittel-Einzelhändler Système U übernimmt das Frankreich-Geschäft der insolventen Drogeriekette. Système U kaufte damit die Tochterfirma Schlecker SNC mit 139 Filialen und rund 750 Mitarbeitern.
- 1. Juni: Die größten Schlecker-Gläubiger kommen in Berlin zusammen und stimmen für die Abwicklung des Unternehmens. Das bedeutet das Aus für die Drogeriemarktkette.
Anmerkung der Redaktion:
Wir haben vor einer Weile hier schon darüber geschrieben.
Schade das es jetzt wohl doch zu einem Aus kommt.