Verseuchter Boden auf Flak-Areal
Verseuchter Boden auf Flak-Areal
Problemlos geht die Bebauung der innerstädtischen Brachflächen in den seltensten Fällen über die Bühne. Im Untergrund der Kasernenareale schlummern in der Regel nicht nur Blindgänger aus den Bombennächten längst vergangener Kriegstage. Auch Altöl, Asbest und Lösungsmittelreste haben die Soldaten in Ludwigsburg hinterlassen. Ohne aufwendige Sanierung geht bei der Umwandlung von Militärfläche nichts – auch wenn die Beseitigung der Altlasten Millionenbeträge verschlingt.
Jüngstes Beispiel für unliebsame Überraschungen im Untergrund ist das neue Wohngebiet Hartenecker Höhe im Osten der Stadt. Bereits 2007 hat Ludwigsburg das rund 18 Hektar große Areal der einstigen Flakkaserne vom Bund gekauft, vor drei Jahren konnten die ersten Häuslesbauer in ihre eigenen vier Wände ziehen. Doch noch immer werden Schadstoffe und Militärmüll im Boden der Militärbrache entdeckt. Weil ein Grundstück beim neuen Kinder- und Familienzentrum mit Reinigungsmitteln wie etwa Chloroform verseucht ist, muss die Stadt jetzt erneut den belasteten Boden ausbaggern und entsorgen. Laut einem von Projektleiter Peter Fazekas erstellten Papier muss am Fahrbahnrand der Walter-Flex-Straße eine sieben Meter tiefe Grube ausgehoben und neu befüllt werden, der neu entdeckte Schadensbereich ist gut 45 Meter lang und etwa 40 Meter breit. Annähernd vier Monate wird eine vom Bauausschuss des Gemeinderats bereits beauftragte Firma aus Weilheim an der Teck für die Sanierung brauchen, bis zu 350.000 Euro hat die Stadt für den Austausch des Bodens einkalkuliert.
Schon 2009 wurden giftige Hinterlassenschaften einer früheren Werkstatt beseitigt.
Entdeckt wurde die Schadstoffbelastung des Grundstücks mit den leichtflüchtigen Kohlenwasserstoffen bei einer Kontrolle des Nachbarareals. Schon 2009 war der Boden auf dem angrenzenden Grundstück gut acht Meter tief abgetragen worden, um giftige Hinterlassenschaften einer früheren Werkstatt zu beseitigen. Die in zwei Reparaturgruben versickerten Schadstoffe gefährdeten das Grundwasser. Doch die von den Amerikanern als Putzmittel für Panzer verwendeten Chemikalien verteilten sich nicht nur auf dem Werkstattareal – als das Rathaus mit einer Probebohrung den Erfolg der Bodensanierung feststellen wollte, fiel die Verunreinigung in der Nachbarschaft auf.
[widgetkit id=51]
Wenigstens schlägt der zusätzlich nötige Bodenaustausch in der Ludwigsburger Stadtkasse nicht negativ zu Buche. Zwar klettern die Ausgaben für die Altlasten-Sanierung auf der Hartenecker Höhe durch die neuen Schadstoff-Funde auf stattliche 1,9 Millionen Euro. Doch dank eines clever ausgehandelten Vertrags mit dem Bund darf die Stadt die Sanierungskosten vom Kaufpreis abziehen. Vor fünf Jahren hatte Ludwigsburg für das Kasernenareal zwar 8,25 Millionen Euro an Berlin bezahlt. Für die Altlastenbeseitigung kann das Rathaus aber bis zu 2,5 Millionen Euro zurückfordern.
Am Interesse von Bauträgern und Privatpersonen an den Grundstücken am Rand von Oßweil ändert die erneute Entdeckung von Schadstoffen übrigens wenig: Die für 1600 Menschen gedachte Hartenecker Höhe gilt als eines der teuersten Wohngebiete der Barockstadt, für die verbleibenden Grundstücke ruft die Stadt einen Kaufpreis von 475 bis 585 Euro auf – pro Quadratmeter natürlich.