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Willkommen im Hotel Huhn

Idylle vor den Toren des Ludwigsburger Stadtteils Oßweil – Vereinsgaststätte mit Biergarten ist beliebter Treffpunkt.

Woher der Name Hotel Huhn kommt, darüber streiten sich die Geister. „Den Namen haben sich die Ehefrauen der Kleintierzüchter ausgedacht, weil ihre besseren Hälften viel zu viel Zeit hier verbracht haben“, ist Markus Blohm fest überzeugt. Der Küchenmeister ist seit sechs Jahren Pächter der Vereinsgaststätte des Kleintierzuchtvereins an der Poppenweilerstraße und tischt dort täglich deutsch-schwäbische Speisen auf. Seit mehr als 50 Jahren gibt es diese Gaststätte schon.

Die meisten Tiergehege und Ställe befinden sich im hinteren Bereich des Vereinsgeländes, hinter Gaststätte und Vereinshalle, in der die jährlichen Ausstellungen stattfinden. Der nächste Termin ist die Jungtierschau am 13. und 14. September. Wer das Tor öffnet und plötzlich inmitten der Gehege steht, könnte aber auch den Eindruck gewinnen, dass sich Federvieh und Menschen in dieser Umgebung einfach nur wohlfühlen – ein bisschen so wie in einem Hotel eben. Alte Obstbäume spenden Schatten, an der Wand eines Stalls rankt sich eine Tomatenpflanze hoch. Kein Straßenlärm ist hier zu hören, Tiergeräusche geben den Ton an.

Am Rand von Oßweil sind die Rassegeflügelzüchter schon seit mehr als 100 Jahren ansässig. Umgeben von Grün gehen sie ihrem Hobby nach und sorgen dafür, dass Hühner, Gänse, Fasane und anderes Geflügel Nachwuchs bekommt. Natürlich handelt es sich nicht um irgendwelche Tiere, sondern um ganz spezielle Rassen. Die Lockentauben des Ehrenvorsitzenden Rudi Kalmbach machen ihrem Namen zum Beispiel alle Ehre. Denn ihre Federn zwirbeln sich zu wilden Locken zusammen. Doch auch Silberfasane, Tauben, Zwergkämpfer und Zwerghühner, um nur einige Tierarten zu nennen, tummeln sich in den Freigehegen. Jochen Predl nennt Altsteirer Hennen sein Eigen. „Diese Rasse war schon mal vom Aussterben bedroht“, erzählt der Züchter und hält stolz eines dieser braunen Prachtexemplare in die Höhe. Züchter wie er tragen dazu bei, dass die Rassenvielfalt erhalten bleibt.

Wie viele Tiere hier draußen vor den Toren Oßweils gackern, krähen, gurren und schnattern, lässt sich nur schätzen. „Alle Plätze sind belegt“, erzählt Markus Blohm. Auch wenn der Verein recht mitgliederstark ist, ist die Zahl der aktiven Züchter, die dort ihre Tiere halten, recht übersichtlich: Es sind aktuell sieben. Wenn im Frühjahr die Küken schlüpfen, übt das eine große Anziehungskraft auf den menschlichen Nachwuchs aus. „Viele Gruppen aus Kindergärten kommen dann zu uns“, so Markus Blohm. „Viele Kinder wissen heute gar nicht mehr, wie ein Huhn entsteht“, stellt er mit Bedauern fest. Das ändert sich meistens nach dem Besuch des Kleintierzuchtvereins, wenn die kleinen Besucher sehen, dass die Hennen Eier legen und daraus die Küken schlüpfen.

An diesem Morgen ist der sechsjährige Emilio (Foto) mit seinem Vater zu Besuch und ganz stolz, als er eine Altsteirer Henne auf den Arm nehmen darf.

Das Gehege, in dem Rudi Kalmbach seine Tiere hält, befindet sich im vorderen Bereich des Geländes. Nur der große Sandkasten trennt ihn von dem Biergarten mit seinen 150 Sitzplätzen, der bei schönem Wetter ein beliebter Treffpunkt ist – übrigens nicht nur für Kleintierzüchter. Die Zugwiesen am Neckar ziehen Wandergruppen und Radfahrer an, die anschließend gerne in der urigen Vereinsgaststätte einkehren. „So ein Umfeld findet man nicht überall“, so Markus Blohm. An das Krähen der Hähne hat er sich schon längst gewöhnt. „Das höre ich schon gar nicht mehr“, so der 46-Jährige.

Die Züchter kommen jeden Tag dorthin, um sich um ihre Tiere zu kümmern. Damit diese sich gut entwickeln, werden sie jeden Tag mit Futter versorgt und erhalten frisches Wasser. Außerdem werden die Gehege regelmäßig gereinigt. Wenn die Hennen Eier legen, werden die Nester regelmäßig geleert. „Wer Tiere liebt, mag auch Menschen“, steht für den passionierten Motorradfahrer Rudi Kalmbach fest. „Das ist ein Hobby wie jedes andere auch“, ergänzt Jochen Predl. Wie viele andere Vereine plagen auch den Kleintierzuchtverein Oßweil Nachwuchssorgen. „Das funktioniert nur, wenn auch die Väter im Verein aktiv sind“, so der Ehrenvorsitzende. Neben der Freude am Umgang mit Tieren spielt allerdings auch der Leistungsgedanke eine Rolle: Bei den Zuchtschauen bewerten Preisrichter die Tiere nach ihren rassetypischen Merkmalen und vergeben Prämierungen.

Von Kater Peter, der mit geschmeidigen Bewegungen seine Runden dreht, haben die Tiere nichts zu befürchten, auch wenn sie gerade ihrem Gehege entwischt sind und ihre Freiheit genießen. „Der ist schon 16 Jahre alt“, erklärt Rudi Kalmbach, als Peter sich durch die Gitterstäbe des Tores zwängt. Auch Vierbeiner fühlen sich in der ländlichen Idylle rund um das Hotel Huhn eben sehr wohl.

Quelle:LKZ

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